Unter dem Motto „Politik trifft Praxis“ fand im Mehrgenerationenhaus Langquaid ein intensives Fachgespräch zur Zukunft der Gesundheitsversorgung statt. Auf Einladung der Kelheimer Landtagsabgeordneten Petra Högl und des Langquaider Bürgermeisters Herbert Blascheck war der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bayerischen Landtag, MdL Bernhard Seidenath, zu Gast. Mit ihm tauschten sich zahlreiche Leistungserbringer aus dem Gesundheitswesen über aktuelle Herausforderungen und deren Lösungsansätze aus. An dem Austausch nahmen Haus-, Kinder-, Frauen- sowie Augenärzte und Psychotherapeuten sowie Physio- und Ergotherapeuten teil, die alle in Langquaid praktizieren. Auch das Team der Sozialen Stadt und des Mehrgenerationenhauses des Marktes war mit dabei.
Bürgermeister Blascheck und Abgeordnete Högl betonten übereinstimmend die Wichtigkeit des direkten Dialogs. „Gesundheit ist unser wertvollstes Gut. Daher ist es entscheidend, unsere Gesundheitsversorgung zukunftsfest zu machen“, sagte Petra Högl. In Zeiten von Krankenhausreformen und dem zunehmenden Stellenwert der ambulanten Versorgung sei der Austausch mit den Praktikern vor Ort wichtiger denn je, so Herbert Blascheck. Er zeigte sich dankbar, dass Langquaid als Medizinstandort gut aufgestellt ist, was er dem besonderen Engagement vieler Akteure zuschrieb. Er betonte, dass neben der besseren Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen das Ziel des Austausches auch sei, gemeinsam Dinge langfristig zu denken.
Fachkräftemangel als größte Herausforderung
Bernhard Seidenath lobte den Gesundheitsstandort Langquaid für sein Engagement und unterstrich, dass Gesundheitspolitik oft daran „krankt“, dass Impulse aus Berlin nicht wie beabsichtigt in der Praxis ankommen. Der Freistaat Bayern setze daher auf den direkten Austausch mit den Leistungserbringern, um praxisnahe Lösungen zu finden. Einig waren sich die Teilnehmer des Fachgesprächs, dass der Fachkräftemangel das größte Problem im Gesundheitswesen darstellt. Dies betrifft nicht nur Mediziner, sondern auch Medizinische Fachangestellte (MFAs), Physiotherapeuten und Pflegekräfte. Guido Judex, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Mitglied des Vor-stands der Bayerischen Landesärztekammer, machte den Mangel etwa in der Kinderheilkunde fest: „Hier brennt es wirklich“, sagte Judex. Seidenath bestätigte die immensen Herausforderungen durch den Fachkräftemangel. Eine der Ursachen sei die zu geringe Anzahl an Medizinstudienplätzen in Deutschland. Er verwies auf die Anstrengungen des Freistaats, die Kapazitäten zu erhöhen, etwa durch die Förderung von 100 Medizinstudierenden im Ausland, die sich verpflichten, nach dem Abschluss in Bayern im ländlichen Raum zu arbeiten. Zudem nannte er den deutlichen Aufwuchs bei den Medizinstudienplätzen in Bayern sowie die Verdoppelung der Ausbildungsplätze für Hebammen auf 220 pro Jahr. Weiter führte Seidenath aus, dass man bei der Ausbildung zum Notfallsanitäter deutlich mehr Bewerber als Ausbildungsplätze habe. Zwar seien die Ausbildungsangebote na¬hezu verdoppelt worden, dennoch gebe es weiter intensive Bemühungen, zusätzliche Angebote zu schaffen. Anders sehe dies bei den MFAs, Physiotherapeuten oder Pflegekräften aus. Hier gebe es zu wenig Bewerber für die vorhandenen Ausbildungsplätze.
Gegen den Fachärztemangel: Deckel für Weiterbildungsstellen anheben
Weiterhin plädierte Seidenath dafür, den Mangel an (Fach-)Ärzten durch eine Anhebung des bisherigen Deckels bei den fachärztlichen Weiterbildungen zu bekämpfen. Derzeit dürfen Kassenärztliche Vereinigungen und Krankenkassen die Weiterbildung in den Praxen nur in bis zu 2.000 Stellen bundesweit fördern. Diese Begrenzung, so Seidenath, verschärfe den Fachärztemangel enorm. Während für Allgemeinmediziner mindestens 7.500 Weiterbildungsstellen gefördert werden müssen, sind es für alle anderen Fachärzte zusammen maximal 2.000. Diese Obergrenze müsse deutlich angehoben werden, am besten um die Hälfte auf 3.000 Stellen.
Vernetzungstreffen sollen fortgesetzt werden
Viele weitere Fachthemen wurden bei dem Austausch intensiv diskutiert. Die Bandbreite reichte hierbei von der Digitalisierung in den Arztpraxen, den Bedingungen des Medizinstudiums bis hin zur verstärkten Präventionsarbeit beginnend im Kindesalter. Brigitte Kempny-Graf berichtete hierbei von den zahlreichen Präventionsangeboten im Mehrgenerationenhaus mit diversen Kooperationspartnern und der aktiven Mitarbeit in der GesundheitsregionPlus. Abschließend waren sich die Teilnehmer einig, den Austausch fortsetzen zu wollen, was besonders auch Bürgermeister Herbert Blascheck freute.